Mitte Oktober wird eine stattliche Gruppe von über 40 Frauen und Männern einige Tage im Friaul verbringen. Diese Reise der Vereine Pro Friuli und Fogôlar Furlan wird begleitet von Bischof Markus Büchel und Regierungs- und Ständerat Benedikt Würth. Am Dienstagabend 24. September haben rund 20 Personen die Gelegenheit genutzt, sich über die historischen und kulturgeschichtlichen Hintergründe der Tour zu informieren. Am Anlass im Centro Socio Culturale Italiano in St.Gallen gab Isabella Studer-Geisser, Kunsthistorikerin, eine eindrückliche Einführung in das Schaffen des venezianischen Malers Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770). Die frühere Präsidentin des Pro Friuli verstand es, die Entwicklung seiner Kunst in Verbindung mit den grossen Konjunkturlinien der venezianischen Geschichte zu setzen, einschliesslich der Villenkultur und der territorialen Expansion, die eben auch Udine umfasste. Sogar Bezugspunkte zum Stil der St.Galler Kathedrale ergeben sich. Mit dieser Einführung in die grossformatigen Fresken dieses spätbarocken Künstlers wird es den Teilnehmern nun leichter fallen, die Bilder Tiepolos einzuordnen, die sie demnächst in Udine im Bischofspalast sehen werden. Es sind theatralisch wirkende Werke mit biblischen Themen, deren Herstellungsart Isabella Studer-Geisser ebenfalls fachkundig erläuterte.
In einem zweiten Teil des Abends führte der Pro-Friuli-Präsident und Historiker Davide Scruzzi in die Geschichte Schlosses von Colloredo di Monte Albano ein, Schnittpunkt von historischen Geschehnissen von der Periode der Landesherrschaft durch die Patriarchen bis zur Zeit der italienischen Einigung. Als wichtiger Aufenthaltsort des Schriftstellers Ippolito Nievo (1831-1861) und Vorbild für dessen Roman «Confessioni di un italiano» hat das Schloss auch einen Platz in der Literaturgeschichte. Mit Wein und Pizza gestärkt nahmen die Teilnehmenden des Abends auch noch eine kurze Lektüre dieses mit Ironie vollgespickten Romans in Angriff. Der kurze Besuch in Colloredo di Monte Albano wird indes einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen, wurde das Schloss doch vom Erdbeben 1976 teilweise zerstört. Der Wiederaufbau ist nicht abgeschlossen und die Anlage ist immer noch nicht öffentlich zugänglich, für die Reisegruppe aus der Ostschweiz wird aber eine Ausnahme gemacht – wir sind gespannt.
Ein Höhepunkt unserer Reise wird zuvor der Besuch der Festlichkeiten zum 900-Jahr-Jubiläum der Einweihung der Abtei San Gallo in Moggio Udinese. Die Anlage war bereits mehrmals Destination von Reisen des Pro Friuli. Die Gründung der Abtei ist mit der Person von Ulrich von Eppenstein verbunden, der im 10. und 11. Jahrhundert zunächst Abt von St.Gallen und später Patriarch von Aquileia war.